Fractional GC – Wie Paxa Partners das Inhouse-Modell neu denkt

Wachsende Unternehmen stoßen früh auf rechtliche Komplexität – oft noch bevor sie eine eigene Rechtsabteilung aufbauen können.

Klassische Kanzleien arbeiten hingegen meist projekt- oder transaktionsbezogen und sind dadurch weniger flexibel, wenn kurzfristige oder kleinere Anfragen anstehen.

In diese Lücke stoßen Anbieter wie Paxa: Statt projektbezogener Mandate setzen sie auf eine kontinuierliche Zusammenarbeit, häufig auf Retainerbasis. Dieses Modell ermöglicht es, rechtliche Unterstützung nahtlos in den Unternehmensalltag zu integrieren und schnell zu reagieren, wenn es darauf ankommt.

Mit dem Ansatz eines Fractional General Counsel as a Service bietet Paxa ein flexibles, technologiegestütztes Modell, das die Vorteile einer internen Rechtsabteilung mit der Expertise externer Berater vereint.

Ein Markt im Wandel

Die Rechtsberatung steckt mitten in einer Transformation. Technologie, neue Arbeitsmodelle und veränderte Unternehmensrealitäten zwingen Kanzleien und Legal Teams gleichermaßen, ihr Selbstverständnis zu überdenken.

Während klassische Kanzleien weiterhin auf Transaktionen, Prozesse und abrechenbare Stunden setzen, suchen viele Unternehmen heute nach etwas anderem. Gefragt sind Partner, die Verträge verhandeln, Abläufe strukturieren und Entscheidungen beschleunigen, ohne dass dafür gleich eine neue Vollzeitstelle geschaffen werden muss.

In Märkten wie den USA oder UK ist das Modell längst etabliert: Fractional GCs, also erfahrene Unternehmensjurist:innen, die mehrere Unternehmen parallel betreuen. In Deutschland beginnt dieser Markt erst, sich zu formieren – und Paxa gehört zu den Pionieren.

Von Big Law zur Fractional GC-Plattform

Konstantin Heilmann, Gründer von Paxa, steht exemplarisch für diesen Wandel.

Nach Stationen in der internationalen Wirtschaftskanzlei Clifford Chance und als General Counsel beim Legal-Tech-Unternehmen BRYTER, wo er die internationale Expansion begleitete, gründete er Paxa – eine Plattform, die juristische Expertise in Form von Fractional General Counsel bedarfsgerecht anbietet.

„Ich wollte immer unabhängig arbeiten und Dinge aufbauen“, sagt Konstantin.
„In großen Kanzleien lernst du Exzellenz, aber lange Zeit keine Eigenständigkeit. Bei BRYTER habe ich gesehen, wie sehr juristische Arbeit vom richtigen Setup abhängt und dass viele Unternehmen genau da Hilfe brauchen.“

Seine Erkenntnis: Viele schnell wachsende Unternehmen stehen vor den gleichen operativen Herausforderungen. Sie brauchen juristische Begleitung, aber nicht in Form klassischer Beratung, sondern als kontinuierliche, integrierte Unterstützung.

Das Modell: Fractional GC as a Service

Paxa vermittelt erfahrene Inhouse-Jurist:innen an Unternehmen, die kein oder ein zu kleines Legal Team haben. Diese arbeiten flexibel, remote und eng integriert in die Geschäftsabläufe ihrer Mandanten – meist Startups oder Scale-ups zwischen 2 und 200 Mitarbeitenden.

Das Modell adressiert eine wachsende Nachfrage im Markt:

  • Unternehmen ohne Legal-Team: Sie können sich auf Produktentwicklung, Sales und Expansion konzentrieren, während Paxa temporär oder dauerhaft ihre Rechtsfunktionen übernimmt.
  • Unternehmen mit kleinem Legal-Team: Sie erhalten punktuelle Unterstützung in Spitzenzeiten oder Spezialthemen – etwa SaaS-Verträge, Finanzierungsrunden oder internationale Expansion.

Fractional GCs agieren dabei nicht wie externe Projektanwälte, sondern wie interne Kolleg:innen. Sie denken unternehmerisch, haben schnelle Reaktionszeit und bringen Ownership-Mentalität mit.

„Unsere Mandanten brauchen keine Gutachten, sie brauchen Entscheidungen. Ein Fractional GC ist kein externer Berater, sondern ein Teil des Unternehmens – nur ohne Vollzeitvertrag.“

Julian Jantze, Co-Founder und Partner bei Paxa

Ein anderer Typ Anwalt

Die Jurist:innen bei Paxa sind keine klassischen Freelancer. Es sind erfahrene Inhouse-Profis, oft ehemalige Heads of Legal oder Senior Legal Counsels, die flexibler arbeiten wollen, aber weiterhin auf Top-Niveau beraten.

Für sie bietet Paxa mehr als reine Mandatsvermittlung:

  • Planbare Aufträge statt Akquiseaufwand.
  • Administrative Entlastung: Billing, Tools, Templates laufen zentral über Paxa.
  • Community & Vertretung: Kolleg:innen übernehmen bei Urlaub oder Krankheit, Austausch über Fachfragen ist Standard.

So entsteht eine neue Art von Netzwerkkanzlei, die kuratiert, kollaborativ und technologiegestützt arbeitet. Paxa versteht sich dabei als Infrastrukturplattform für moderne Unternehmensjurist:innen.

Wo Fractional Legal wirkt

Die Einsatzfelder spiegeln die typischen Wachstumsherausforderungen moderner Tech-Unternehmen wider:

  • Commercial & Sales Enablement: Vertragsgestaltung, Deal Enablement, GTM-Prozesse. Ziel: Umsatz ermöglichen, nicht blockieren.
  • Corporate & HR: Strukturierung, Policies, ESOPs, Arbeitsverträge – pragmatisch, skalierbar.
  • SaaS & IT-Vertragsrecht / IP: Standardisierung, Review-Prozesse, Playbooks.
  • Datenschutz & Compliance: DSGVO, internationale Transfers, Produkt-Compliance.
  • International Expansion: Unterstützung beim Eintritt in Märkte wie USA oder UK, häufig in Kooperation mit spezialisierten Kanzleien.

In rund 70 % der Mandate von Paxa steht der kommerzielle Support im Vordergrund – Legal als Umsatzbeschleuniger statt Risikobremse.

LegalOps und Technologie – aber richtig eingesetzt

Technologie spielt bei Paxa eine zentrale Rolle. AI und Automation sind Mittel, um Routineprozesse zu reduzieren, Entscheidungen zu beschleunigen und juristische Expertise effizienter einzusetzen.

Intern nutzt Paxa AI-gestützte Ticket-Systeme, die Anfragen automatisch klassifizieren und passenden GCs zuweisen.

Dokumentenautomatisierung, Onboarding-Flows und Admin-Prozesse werden über Tools wie BEAMON von BRYTER abgebildet.

Konstantin betont, dass diese Effizienz nicht auf Kosten der Qualität geht:

„KI kann 80 % der Routineprozesse übernehmen. Aber die letzten 20 % sind Erfahrung, Kontext und Judgment. Und genau dort liegt der Wert des Menschen.“

Automatisierung endet dort, wo strategische Beratung, Verhandlungstaktik oder Risikobewertung beginnt.

Trade-offs: Effizienz vs. Vertrauen

Jede Transformation bringt Spannungen mit sich. Auch Paxa balanciert zwischen Skalierung und Vertrauen, Automatisierung und persönlicher Beratung.

Ein Beispiel: Vertrags-Reviews. Rund 80 % lassen sich automatisieren, aber die entscheidenden 20 % erfordern Interpretation – das Lesen zwischen den Zeilen, das Verständnis für Geschäftsrisiken und Beziehung.

In dieser Balance liegt laut Konstantin der zentrale Erfolgsfaktor:

„Ein guter Fractional GC liest nicht nur Verträge, er versteht, was sie für das Geschäft bedeuten. Das kannst du nicht automatisieren.“

Das Modell lebt also nicht vom Verzicht auf Menschen, sondern von der besseren Nutzung menschlicher Expertise.

Operatives Backbone: Wie Paxa intern arbeitet

Hinter der Marke steckt eine präzise strukturierte Organisation:

  • Ein zentrales Operationsteam, das Administration, Client Onboarding und Tooling steuert.
  • Ein Netzwerk erfahrener GCs, das fachlich breit aufgestellt ist – von FinTech über HealthTech bis Enterprise SaaS.
  • Ein Ticket-System, das Mandate automatisch den passenden Jurist:innen zuweist.

Mandate werden monatlich oder pauschal abgerechnet – transparent und ohne versteckte Gebühren. Für viele Unternehmen soll das nicht nur günstiger, sondern auch planbarer als klassische Kanzleimodelle sein.

Intern verfolgt Paxa einen konsequenten „lawyer-first“-Ansatz: Alles, was Jurist:innen von der eigentlichen Arbeit abhält – Akquise, Rechnungsstellung, Tooling – wird zentral übernommen.

So bleibt der Fokus auf Mandat, nicht auf Management.

Kooperation statt Konkurrenz

Paxa sieht sich nicht als Ersatz für Kanzleien, sondern als Bindeglied zwischen Unternehmenspraxis und externer Beratung. Bei komplexen Transaktionen, Due Diligence oder Litigation arbeitet das Unternehmen bewusst als „internal counterpart“ auf Mandantenseite mit Kanzleien zusammen.

So entsteht ein hybrides Ökosystem, das Fachkanzleien, LegalTechs und Fractional GCs verbindet.

Konstantin nennt es das „AI-supported external legal department“. Ein Modell, das Effizienz und Vertrauen vereint.

„Wir bauen kein neues Kanzleisystem, sondern das Betriebssystem für moderne Rechtsarbeit.“

Der größere Kontext: LegalOps trifft Unternehmenskultur

Paxa selbst versteht das eigene Angebot nicht mehr als rein juristische Leistungserbringung, sondern als Organisationsberatung für Legal Workflows. Viele Startups kaufen Tools, aber kein funktionierendes System.

Paxa setzt genau dort an: Prozesse werden aufgebaut, dokumentiert, automatisiert und bleiben im Unternehmen verankert.

„Legal ist kein Silo. Es ist Teil des Business Operating Systems. Wenn du das einmal verstehst, ändert sich, wie du arbeitest und wie du als Unternehmen Risiken und Chancen steuerst.“

Julian Jantze, Co-Founder und Partner bei Paxa

Diese Sichtweise verschiebt Legal vom Kostenzentrum zum Enabler. Ein Perspektivwechsel, der für moderne Geschäftsmodelle entscheidend ist.

Was das für den Markt bedeutet

Fractional Legal ist kein Nischenphänomen mehr, sondern ein struktureller Trend:

  • Unternehmen wollen Flexibilität ohne Qualitätsverlust.
  • Jurist:innen suchen Eigenständigkeit ohne Unsicherheit.
  • Technologie macht skalierbare Rechtsarbeit erstmals möglich.

Für den deutschen Markt bedeutet das: Das Monopol der klassischen Kanzleien auf juristische Expertise bricht auf.

Neue Modelle wie Paxa bringen Agilität, Spezialisierung und Workflow-Kompetenz und verändern so, was „Legal Service“ bedeutet.

Fazit: Legal, neu gedacht

Paxa versteht sich als Teil einer neuen Generation von Legal Service Modellen: transparent, integriert, technologiegestützt. Das Beispiel zeigt, dass Innovation im Rechtsmarkt nicht nur durch neue Tools entsteht, sondern auch neue Organisationsformen juristischer Arbeit den Markt verändern können.

Fractional GCs könnten sich so als logischer nächster Schritt in der Evolution der Rechtsberatung erweisen.

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