Die Legal Tech Demo Night in Frankfurt – ein Bericht

Von Jan-Henrik Busch und Philipp Neumer

Digitale Produkte sind in der Planungs- und Konzeptionsphase oft nur sehr schwer greifbar. Erst wenn ein Produkt zum sprichwörtlichen „Anfassen“ zur Verfügung steht, entsteht ein Verständnis für die Technologie und deren Vor- und Nachteile.

Nach drei gelungenen MeetUps, die ihren Fokus auf Diskussionen und theoretische Auseinandersetzungen mit dem Thema legten, war es für das vergangene MeetUp an der Zeit, das Reisbrettstadium zu verlassen! Bei der „DEMO NIGHT“, der bisher vierten Veranstaltung von Legal Technology & Innovation Frankfurt, war der Name Programm: 11 Unternehmen präsentierten in jeweils  fünfminütigen Pitches ihr Legal Tech Produkt. Im Anschluss an jeden Pitch, hatte das Publikum die Möglichkeit in einer zweiminütigen Q&A Runde, Fragen direkt an die Vortragenden zu richten.

Welcher Ort wäre für eine Demo Night mit vielen jungen StartUps besser geeignet, als das TECHQUARTIER im Herzen Frankfurts. Über 200 Anmeldungen zeigten das hohe Interesse an Legal Tech Anwendungen.

Unterstützung kam an diesem Abend von der European Legal Technology Association (ELTA) aus Berlin. Nach einer kurzen Begrüßung durch Hariolf Wenzler von der ELTA und einigen einführenden Worten von Bernhard Fiedler, einem der drei Co-Organisatoren des Meetups, ging es Schlag auf Schlag los.

LAWLIFT aus Berlin startete die Pitch Session. In der Live Demo wurde innerhalb von fünf Minuten ein Vertragsdokument mit Hilfe der von LAWLIFT entwickelten Software generiert. Das innovative und einfach zu bedienende Frage-Antwortsystem soll es auch einem IT-Laien ermöglichen, schnell und effizient Dokumente zu automatisieren. In der Q&A Runde beschäftigte die Zuhörer wie so oft das Thema Sicherheit, insbesondere der erstellten Dokumente.

Matthias Prinz von der Hochschule Darmstadt präsentierte LEGAL – ein Plugin für das Microsoft Office-Produkt Word, welches anhand gesetzter Markierungen in einem Text passende Gesetze und Entscheidungen sucht und anzeigt. Am Beispiel einer verfristeten Klage wurde den Teilnehmern gezeigt, wie die Software die eigene Datenbank durchsucht und Ergebnisse anzeigt. Auf Nachfrage bestätigte Matthias Prinz, dass die zu Grunde liegende Datenbank zwar derzeit mit ein bis zwei Monaten Verzögerung erneuert wird, die technischen Möglichkeiten für eine tagesaktuelle Bereitstellung jedoch bereits gegeben wären.

LEXEMO hat den Anspruch das Informationsgefälle im Bankaufsichtsrecht zwischen der Businessseite und dem Legal Department zu entschärfen. Hierfür hat LEXEMO ein Tool entwickelt, welches die komplizierte bankeaufsichtsechtliche Regulatorik verständlich und übersichtlich darstellt. Die Businessseite kann sich dadurch gezielter auf rechtliche Problemstellungen vorbereiten. Die Gründer kommen selbst aus dem Bankaufsichtsrecht und wissen um die Probleme in diesem Bereich. Das Tool soll eine Möglichkeit zum „Aufschlauen“ geben. In der Q&A Runde ließen Fragen wie „ Seid ihr ein direkter Angriff auf die Aufsichtsechtler in Großkanzleien?“ nicht lange auf sich warten.

Michael Grupp, einer der drei Co-Organisatoren des Meetups, stellte im Anschluss sein eigenes Legal Tech Unternehmen LEXALGO vor. Das Team aus Juristen und Informatikern entwickelt eine Software, die komplexe juristische Regelwerke und Entscheidungssysteme digitalisiert. Anhand automatisierter Strukturierung der zugrundeliegenden Sachverhaltsdaten soll der Entscheidungsprozess bei Rechtsfragen vereinfacht und beschleunigt werden. Am Ende des Vortrages bestätigte Michael Grupp, worauf viele Legal Tech Enthusiasten schon lange gewartet haben: Die öffentliche Bereitstellung der LEXALGO Software zur eigenen Nutzung erfolgt in kürze.

ASTARAX ist eine Software für das Informationsmanagement im Bereich der Bankenregulierung. Astarax kann Informationen sammeln, indexieren und verarbeiten. Durch das hocheffiziente Suchsystem können Dokumente schnell gefunden werden. Unstrukturierte Texte können ausgewertet werden. Große Datenbestände können organisiert werden und so zu einer effizienteren Arbeitsweise beitragen. Auch in dieser Q&A Runde war das Thema Sicherheit der Daten und Dokumente ein Dauerthema.

Micha-Manuel Bues von LEVERTON, quasi schon ein Dauergast beim Frankfurter Legal Tech Meetup (vgl. [Link zum vorherigen Meetup]) präsentierte eine Software, die aus eingelesenen Verträgen in über 20 Sprachen mittels künstlicher Intelligenz die wichtigsten Informationen herausfiltern kann. Dies soll Zeit und Geld im Bereich der Vertragsauswertung sparen. Anwender können das System auf ihre eigenen Anforderungen anpassen und sogar selbst anlernen.

Kai Jakob von SAP präsentierte zur Zukunft des Digitalen Rechtsmarktes. Er stellte die Frage nach einen Kollaborationsmodell für strukturierte Rechtsinformationen in Europa in den Raum. Daten und Informationen können nur effizient verarbeitet werden, wenn sie in strukturierter Form vorliegen. Das Arbeiten in sicheren Datenräumen hat enormes Potenzial für alle Beteiligten.

Im Anschluss präsentierte Michael Friedmann per Live Video Übertragung sein neuestes Projekt PRIME. PRIME selbst versteht sich als „die erste digitale Kanzlei, in der echte Menschen arbeiten“. Mandanten wird eine Anwaltsflatrate für 80€ im Monat angeboten, welches jegliche Rechtsfragen umfasst. Diese können bequem über soziale Medien oder per E-Mail übersandt werden und kommen dann zu einem der in unterschiedlichen Fachbereichen qualifizierten Anwälte.

OPENTEXT stellte sein Produkt Edocs vor. Edocs soll uns helfen, weniger Zeit sinnlos mit der Suche nach den richtigen Dokumenten zu verschwenden. Durch ein klar strukturiertes und organisiertes Dokumentenmanagementsystem wird die Suche nach Dokumenten oder den richtigen E-Mails einfacher.

EACG ist ein führender Anbieter von Lösungen rund um das Thema Open Source Compliance. Der von EACG in Zusammenarbeit mit CMS entwickelte EACG Code Scanner dokumentiert in Echtzeit die Compliance mit Open Source Lizenzen. Im Rahmen der Demo wurde insbesondere aufgezeigt, wie im Rahmen eines Software-Entwicklungsprozesses durch die Einbindung des Code Scanners ein nahezu aktuelles Bild der Compliance-Situation des jeweiligen Projektes erzeugt werden kann.

CONTRAXSUITE wurde per Live Stream aus Chicago zugeschaltet. ContraxSuite von lexpredict ist eine Software zur Vertragsanalyse und eine Legal Document Plattform. Das besondere an ContraxSuite ist das Open Source Lizenzmodell. Eine Linux Version dist kostenlos verfügbar, eine Windows Version für das nächste Jahr bereits angekündigt.

Die Veranstaltung klang bis fast Mitternacht bei Diskussionen und Netzwerken aus. Catering mit Häppchen und Getränken steuerte die ELTA bei – einen herzlichen Dank dafür!

Fotos der Veranstaltung finden sich hier.