Kollaboratives Arbeiten als Neuerung bei Legal GenAI

In den vergangenen Wochen hat die Legal-Tech-Branche einen wichtigen Schritt nach vorn gemacht. Zwei führende Anbieter von Legal-AI-Lösungen, die bislang vor allem für die Optimierung interner Kanzleiprozesse bekannt waren, haben nahezu zeitgleich neue Funktionen veröffentlicht, die kollaboratives Arbeiten zwischen Kanzleien, In-House-Teams sowie Mandantinnen und Mandanten deutlich vereinfachen. Diese Innovationen könnten für juristische Dienstleister den Beginn einer neuen, stärker digitalisierten und gemeinsam getragenen Arbeitskultur einläuten.

Am 7. November 2025 hat Legora sein neues Produkt Legora Portal vorgestellt. Die Plattform soll die Zusammenarbeit zwischen externen Anwälten und internen Rechtsabteilungen grundlegend vereinfachen. Legora beschreibt Portal als einen vollständig neuen Arbeitsraum, in dem Fachwissen des Unternehmens, spezifische Workflows, digitale Playbooks, Dokumentenmanagement und gemeinsame Bearbeitung in einem sicheren Umfeld zusammengeführt werden. Das System soll das übliche Hin und Her per E Mail überflüssig machen und das Problem unübersichtlicher Dokumentversionen lösen. Stattdessen steht ein zentralisiertes, strukturiertes Portal zur Verfügung, das verschlüsselte Speicherung, auditfähige Nachvollziehbarkeit sowie Sicherheitsstandards wie SOC 2 und ISO bietet. Mandantinnen und Mandanten können direkt im Portal mitarbeiten, kommentieren, Dokumente prüfen oder definierte Workflows durchlaufen, während die Kanzlei vollständige Kontrolle über die Zugriffsrechte behält.

Harvey zieht nach

Nur wenige Wochen später hat Harvey am 4. Dezember 2025 mit der Einführung von Shared Spaces nachgelegt. Auch hier steht die sichere Zusammenarbeit zwischen juristischen Teams und externen Partnern im Mittelpunkt. Shared Spaces ermöglicht es Kanzleien, gemeinsam mit Mandantinnen und Mandanten sowie anderen Beteiligten in einem geschützten digitalen Raum an Dokumenten, Prüfprozessen, Workflows und Automatisierungen zu arbeiten. Selbst Personen ohne eigenes Harvey Konto können über Gastzugänge eingebunden werden. Die Plattform bietet detaillierte Einstellungen für Zugriffsrechte, ein durchgehendes Protokoll sämtlicher Interaktionen und einen kontrollierten Austausch sämtlicher Arbeitsergebnisse. Nach Angaben des Unternehmens bleibt die Hoheit über alle Daten vollständig bei den nutzenden Kanzleien.

Trend zum Zusammenarbeiten

Beide Entwicklungen verdeutlichen einen klaren Trend: Kollaborative Arbeitsformen gewinnen im juristischen Umfeld stark an Bedeutung, insbesondere dort, wo künstliche Intelligenz bereits in die täglichen Abläufe integriert ist. Der traditionelle Austausch per E Mail, der jahrzehntelang das Rückgrat der Zusammenarbeit zwischen Kanzleien und Mandantinnen und Mandanten bildete, wird zunehmend von zentralen, sicheren Arbeitsräumen verdrängt. Solche Plattformen schaffen nicht nur Transparenz und Effizienz, sondern ermöglichen es auch, juristisches Fachwissen in wiederverwendbarer und skalierbarer Form bereitzustellen. Mandantinnen und Mandanten erhalten dadurch mehr Einblick und Mitwirkung, während Kanzleien ihre Dienstleistungen digital effizienter strukturieren können.

Es bleibt spannend zu beobachten, wie der Markt auf diese Entwicklung reagieren wird. Andere Anbieter werden kaum darum herumkommen, ähnliche Funktionen zu entwickeln oder bestehende Systeme auszubauen. Wer kollaborative AI gestützte Arbeitsformen aufgreift, kann seine Zusammenarbeit mit Mandantinnen und Mandanten künftig noch reibungsloser, transparenter und effizienter gestalten.

Weiter Informationen zu den Neuerungen gibt es in den PM von Legora und der PM von Harvey