Am 6. Dezember fand das achte Hamburg Legal Tech Meetup statt. Veranstaltungsort war diesmal ein Hörsaal an der Bucerius Law School und als Referent konnte der international anerkannte Experte Mitch Kowalski aus Kanada gewonnen werden.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Markus Hartung (Direktor des Bucerius Center on the Legal Profession) hat Nico Kuhlmann (Hogan Lovells) wie gewohnt durch den Abend geführt. Nach der Vorstellung der Agenda des Abends und der Festlegung der Hashtags für die Veranstaltung gab er zur Einführung einen kurzen Überblick über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Legal Tech in den verschiedenen Ländern.
Anschließend übergab Nico Kuhlmann an den Referenten des Abends. Mitch Kowalski ist unter anderem Autor des Buches “The Great Legal Reformation: Notes from the Field“ sowie Berater für Rechtsabteilungen und Kanzleien in Bezug auf die digitale Transformation.
Mitch Kowalski sprach über die verschiedenen Aspekte, die unter dem Oberbegriff Legal Tech diskutiert werden, und setzte diese zueinander in Beziehung. Insbesondere veranschaulichte er die Unterschiede zwischen Legal-Tech-Angeboten für Wirtschaftsunternehmen und solchen für normale Bürgerinnen und Bürger und sprach dabei unter anderem das Problem des unauthorized practice of law (UPL) an, welches in ähnlicher Art und Weise auf allen nationalen Märkten besteht, wenn Unternehmen Dienstleistungen auf dem Rechtsmarkt anbieten, die keine Kanzleien sind. Diesbezüglich war er der Ansicht, dass sinnvolle Innovationen nicht per Gesetz verboten werden können. Diese fänden seiner Meinung nach vielmehr immer einen Weg.
Zudem sprach er über die Verantwortung von Anwältinnen und Anwälten sich in Bezug auf moderne Technologien auf dem aktuellen Stand zu halten und welche Auswirkungen die Digitalisierung auf die Arbeitsbelastung von Juristinnen und Juristen haben wird.
Da das Meetup an einer Universität stattfand, legte Mitch Kowalski auch einen besonderen Schwerpunkt auf die juristische Ausbildung. Neben den bekannten Kritikpunkten an der juristischen Ausbildung, lobte er unter anderem das Ausbildungsangebot an der Bucerius Law School und wies darüber hinaus auf die Ryerson University in Ontario hin, die einen besonderen Fokus auf Innovationen und Entrepreneurship hat und gegenwärtig dabei ist, eine neue Law School aufzubauen, deren Curriculum primär an den Anforderungen der digitalen Transformation ausgerichtet ist.
Schließlich sprach Mitch Kowalski noch über die Arbeit und Funktionsweise von Gerichten im 21. Jahrhundert. Diesbezüglich erläuterte er den Ansatz des kanadischen Civil Resolution Tribunal (CRT). Das CRT ist Kanadas erstes Online-Tribunal und löst Streitigkeiten über geringfügige Forderungen bis zu 5.000 kanadischen Dollar sowie über Streitigkeiten in Bezug auf das Eigentum in beliebiger Höhe. Das CRT hilft den Menschen, ihre Streitigkeiten schnell und kostengünstig beizulegen und fördert einen kooperativen Ansatz zur Streitbeilegung.
Vor dem Hintergrund seiner Ausführungen über das kanadische CRT begann eine Diskussion darüber, welche Kriterien ein Gericht erfüllen muss, um den Anforderungen in einem digitalen Zeitalter gerecht zu werden. Dabei wurde zuerst festgestellt, dass viele Menschen gegenwärtig von Gerichten und Anwälten eingeschüchtert sind und darum den Kontakt mit den Organen der Rechtspflege solange wie möglich vermeiden. Nach einer angeregten Diskussion wurden vier wesentliche Kriterien herausgearbeitet, die moderne Streitbeilegungsinstitutionen erfüllen sollten: Accessibility, Speed, Transparency & Fairness. Interessanterweise ist während der gesamten Diskussion ein ansonsten von Juristinnen und Jusristen sehr wertgeschätztes Kriterien nicht einmal genannt worden: Die materielle Richtigkeit der Entscheidung.
Im Anschluss an den offiziellen Teil gab es noch Snacks und Wein und viele der Teilnehmenden diskutieren noch angeregt weiter über die Themen des Abends.
Interessierte können sich bei Hamburg Legal Tech Meetup registrieren, um über neue Termine auf dem Laufenden gehalten zu werden.