Erster Hamburger Legal Tech Meetup bei Hogan Lovells

By  Nico Kuhlmann

Am 15. Juni 2016 fand als Abendveranstaltung das erste Legal Tech Meetup in Hamburg, unterstützt durch die Kanzlei Hogan Lovells, mit zirka 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus verschiedenen Berufsgruppen und Altersklassen statt.

Weltweit gibt es mittlerweile über 180 Legal Tech Meetups mit fast 40.000 Mitgliedern, die sich mit der Schnittstellenthematik zwischen Recht und Technologie beschäftigten. In Deutschland sind die Gruppen in München und Berlin besonders aktiv.

Nach der Begrüßung durch Herrn Dr. Eckard Schwarz und Frau Yvonne Draheim, beide Hogan Lovells, hat Nico Kuhlmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Hogan Lovells, durch den Abend geführt. Zuerst gab er Einblicke, was sich hinter dem Begriff Legal Tech verbirgt und welche Bereiche darunter fallen. Anschließend stellte er mehrere Unternehmen aus Deutschland und den USA vor, die bereits technologische Lösungen für Juristen, aber auch direkt, nämlich unter Umgehung traditioneller Organe der Rechtspflege, für Endnutzer anbieten. Besonders hob er das Potenzial zur Verbesserung des Zugangs zum Recht für die Allgemeinheit hervor. Zusätzlich verwies er auf mehrere Universitäten, die diesen Trend bereits erkannt haben und entsprechende Programme für Studenten anbieten. Anschließend referierte Jörn Gropp von Deloitte Digital über neue Organisationsstrukturen auf dem Rechtsmarkt. Zu Beginn verglich er dafür die Hotelkette Hilton mit dem Onlinevermittler Airbnb. Obwohl letzterer keine 10 Jahre am Markt aktiv sei und im Vergleich lediglich einen Bruchteil an Festangestellten beschäftige, biete Airbnb fast genauso viele Betten an wie Hilton und werde bereits von Analysten mit einem höheren Marktwert bewertet. Ausgehend von dieser Beobachtung identifizierte er mehrere Kriterien, die eine exponentielle Organisation im Kern von herkömmlichen Unternehmen unterscheide. Dazu zähle beispielsweise die intelligente Verwendung von Interfaces, die Aufbereitung von Kundendaten in Dashborads sowie die Nutzung von Algorithmen. Jörn Gropp gab den Teilnehmern mit auf den Weg, den Status Quo regelmäßig zu hinterfragen und die exponentiellen Möglichkeiten der digitalen Revolution für das eigene Geschäftsmodell zu nutzen.

Danach trug Dr. Micha-Manuel Bues, Geschäftsführer von Leverton, zu Innovationen auf dem Rechtsmarkt vor. Dazu differenzierte er zwischen nachhaltigen und disruptiven Innovationen und erklärte aus einer zeitlichen Perspektive die einzelnen Abschnitte der Übernahme von Neuerungen. Zusätzlich arbeitete er auf der einen Seite mehrere Gründe heraus, warum Juristen technologischen Innovationen kritisch gegenüberstünden (z.B. Risikoaversion). Auf der anderen Seite erklärte er aber auch, warum Innovationen gerade auf dem Rechtsmarkt besonders komplex seien (z.B. schwierige Skalierbarkeit). Abschließend gab Dr. Micha-Manuel Bues einen Überblick darüber, welche Veränderungen auf den Rechtsmarkt bis 2030 zukommen könnten.

Nach den drei Vorträgen folgte eine angeregte Diskussionsrunde mit den Teilnehmern. Einige wiesen auf mögliche Probleme bei der Haftung nicht-anwaltlicher Drittanbieter hin, während andere besonders die möglichen Verbesserungen für die Mandatsarbeit betonten. Einig waren sich die meisten darin, dass Legal Tech ein enormes Veränderungspotenzial für den Rechtsmarkt bereithält.