jusmeum: Mandanten und Anwälte auf einer Plattform zusammenbringen

Von Mischa Peters — Ein erster Blick auf die Homepage von jusmeum lässt erahnen, worum es den Machern dieser gemeinsamen Plattform für Mandanten und Anwälte geht: “jusmeum zertifiziert Experten mit nachgewiesener Erfahrung. – jusmeum hilft, den passenden Anwalt zu finden. – jusmeum bietet aktuelle Rechtsinformationen.” jusmeum will also Rechtssuchende und juristische Experten online zusammenbringen. Im Interview mit dem Legal Tech Blog erklärt uns Gründer Timo Ehmann genauer, was die Geschäftsidee hinter jusmeum ist und wohin die Reise gehen soll.

Hallo Herr Ehmann, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben, und uns die Idee von jusmeum näher bringen wollen. Welche Dienstleistungen bietet jusmeum seinen Kunden an?

Timo Ehmann: jusmeum bringt Anwälte und Mandanten zusammen. Für Mandanten ist es nicht einfach zu verstehen, was genau Anwälte machen und welcher Anwalt für sie geeignet ist. Und Anwälte tun sich manchmal auch schwer damit, Ihre Erfahrung gut zu kommunizieren. Wir stehen als Plattform in der Mitte und unterstützen beide Seiten, zueinander zu finden. Bei den jusmeum-Experten unterstützen wir intensiv die Herausarbeitung der Expertise im jeweiligen Spezialgebiet. Für Mandanten ist das gut, weil sie so hochqualifizierte Experten in einer standardisierten Darstellung leicht finden und vergleichen können.

Wie ist die Idee zu jusmeum entstanden? Gibt es eine Geschichte dazu?

Ehmann: Die Idee zu jusmeum entstand aus der Beobachtung, dass die Suche nach Anwälten zunehmend über das Internet erfolgt und Anwälte ein großes Interesse haben, sich im Internet zu präsentieren. Zu Beginn war jusmeum eher die Idee eines SocialNetworks, in dem Anwälte publizieren können und ganz viel kommuniziert wird. Inzwischen sehen wir unsere Rolle etwas anders: Wir wollen nicht mehr nur technische Funktionen für die Kommunikation bereitstellen, sondern unsere Nutzer bei der Kommunikation auch aktiv unterstützen. Ein Beispiel stellen die Rechtsprodukte dar. Hier definieren wir gemeinsam mit Anwälten aus dem Netzwerk typische Beratungsprojekte, zu denen Anwälte dann Angebote abgeben können. So schaffen wir zusätzliche Transparenz für Mandanten und helfen gleichzeitig Anwälten dabei, Ihr Dienstleistungsangebot prägnant zu kommunizieren. Ein anderes Beispiel ist der Vermittlungsservice, bei dem man sein Problem einfach in ein Formular schreiben kann und wir passende Anwälte vorschlagen.

Was hat es mit Henry, dem Legal Bot für Startups auf sich?

Ehmann: Der Legal Bot Henry ist für uns eine Machbarkeitsstudie. Wir haben hier ein brandneues Kommunikationsformat für den Anwendungsfall „Rechtsberatung“ getestet. Henry kann natürliche Sprache verarbeiten und bietet hunderte vorformulierte Antworten zu Startup-typischen Themen. Wenn man sich auf Henry einlässt, kommt man sehr schnell zu einer Vielzahl wichtiger Fachinformationen für Startups. Wenn man will, kann man ihn derzeit allerdings noch relativ leicht mit abwegigen Fragen aufs Kreuz legen. Für uns ist klar: Eine anwaltliche Erstberatung über einen LegalBot ist für viele Bereiche machbar. Wir haben gesehen, dass es grundsätzlich funktioniert und wir sammeln wertvolle Erfahrung dabei zu sehen, wie Nutzer auf den Bot reagieren. Der LegalBot ist definitiv die Zukunft und wir werden da vorne dabei sein.

Wie funktioniert das jusmeum-Expertensiegel? Wie gelingt es, die Expertise von Anwälten objektiv zu bewerten und so Vergleichbarkeit zu gewährleisten?

Ehmann: Um jusmeum-Experte werden zu können, muss man seine fachliche Qualifikation durch Falllisten und Angaben zur formalen Qualifikation und Fortbildung belegen. Das Expertenprofil kann sich auf eines bis maximal drei Rechtsgebiete beziehen, für die jeweils gesondert die Qualifikation nachzuweisen ist. Für die jeweiligen Angaben haben wir ein Punktesystem entwickelt, in der die verschiedenen Angaben gegeneinander gewichtet werden.

Was verschafft jusmeum gegenüber anderen Anbietern in diesem Bereich einen Vorteil?

Ehmann: Wir bieten Mandanten im Vergleich zu anderen Anbietern aussagekräftigere Profile inklusive Empfehlungen und einer beispielhaften Liste vom Anwalt bearbeiteter Fälle. Durch unsere Qualitätskontrolle leisten wir unseren Anteil daran, dass die Mandate am Ende auch von einem Experten mit einschlägiger Erfahrung bearbeitet werden. Unseren Vorteil sehen wir darin, dass sich die Qualität am Ende durchsetzt und Mandanten zunehmend unser Expertensigel als Vertrauenszeichen kennen- und wertschätzen lernen.

Wie funktioniert das Preismodell von jusmeum?

Ehmann: Wir betreiben ein Freemium-Modell. Profil anlegen, bloggen etc. ist alles im kostenlosen Basis-Paket möglich. Anwälte können dann zwischen einer Pro- und einer Experten-Mitgliedschaft wählen. Pro-Profile werden von uns nicht redaktionell bearbeitet. Der Anwalt legt sein Profil an und kann sich z.B. als Fachanwalt listen lassen. Experten durchlaufen das Prüfverfahren und profitieren bei erfolgreichem Abschluss von unseren beratenden und redaktionellen Services bei der Gestaltung des Profils und der Einholung von Empfehlungen. Preise sind auf https://www.jusmeum.de/produkte-fuer-anwaelte einsehbar.

Wo liegen prinzipiell die Risiken für das Geschäftsmodell von jusmeum?

Ehmann: Als reine Geschäftsmodellinnovation ist das Thema Nachahmung durch ressourcenstärkere Mitwerber natürlich ein Risiko. Wir sehen allerdings auch unsere Stärke darin, unsere Prozesse besonders nah an der Zielgruppe weiterzuentwickeln und bleiben so immer eine Nasenlänge voraus. Die Kommunikation zwischen Anwalt und Mandant ist sehr vielschichtig, insbesondere weil sie in Baurecht völlig anders funktioniert als im Ausländerrecht oder im M&A-Geschäft. Dieses Knowhow kann nur aus der Nutzerbasis kommen, die es in das Unternehmen hineinträgt. Gerade das macht das Thema so spannend und das bietet unendlich viel Raum für Innovation.

Welche Ziele möchten Sie mit jusmeum kurzfristig/mittelfristig erreichen?

Ehmann: Wir werden weiter auf dem Weg gehen, die Kommunikation bei der Mandatsanbahnung zu verbessern, zum Vorteil von Anwälten und Mandanten. Dabei werden wir auch zunehmend Technologie einsetzen. Kurzfristig steht bei uns die Integration unseres Vertragsgenerators in die Plattform an.