Luxusgüter und Ethereum: Die Blockchain-Technologie als Wunderwaffe gegen Produktfälschungen?

Von Dr. Christina-Maria Leeb und Katherine Kitur

Der Luxusgüterkonzern LMVH, Microsoft und das Blockchain-Start-Up ConsenSys mit Sitz in New York, USA, kündigten jüngst ihre Kooperation zum Zwecke der Entwicklung einer Blockchain-Plattform namens AURA an. Zweck von AURA ist unter anderem, die Verbreitung von Plagiaten in der Luxusindustrie zu bekämpfen. Das Vorhaben soll auf der Ethereum Blockchain-Technologie basieren, außerdem soll der Cloud-Dienst Azure von Microsoft verwendet werden.

Die geplante Plattform, die nach den beteiligten Unternehmen von und für Luxusmarken entwickelt werden soll, wird VerbraucherInnen und anderen Marktteilnehmern die Möglichkeit geben, ein Produkt vom Design bis hin zu seiner Veräußerung verfolgen zu können. Zu diesem Zweck wird schon bei der Herstellung jedes Produkt mit eindeutigen und nicht reproduzierbaren Informationen versehen. Hierdurch kann z.B. der Käufer oder ein Einzelhändler auf der Plattform das entsprechende AURA-Zertifikat mit den darauf gespeicherten, produktspezifischen Informationen erhalten. Neben den erforderlichen Daten zur Verifizierung der Echtheit des Produkts sollen auf der AURA-Plattform auch ethische und umweltbezogene Informationen festgehalten und hierdurch für die VerbraucherInnen leichter zugänglich gemacht werden. Insbesondere könnten etwa Angaben zu den verwendeten Rohstoffen dazu beitragen, mehr Transparenz in der Lieferkette zu schaffen.

Teilnehmen werden vorerst nur Louis Vuitton und Christian Dior Parfums, allerdings soll die Plattform für die ganze Luxusindustrie verfügbar sein. AURA soll auch derart ausgestaltet werden, um auf die besonderen Bedürfnisse weiterer Luxusmarken eingehen zu können, insbesondere soll ihnen die Einführung individualisierter Features und Funktionen möglich sein.

Das Geschäft mit Plagiaten von Luxusgütern floriert, wodurch es gilt, den ehrlichen Verbraucher zu schützen. Auch die berechtigten wirtschaftlichen Interessen der betroffenen Unternehmen, denen hierdurch massiv Umsatz entgeht, sind zu berücksichtigen. Hinzu kommt der boomende Wiederverkaufsmarkt von Luxusgütern: Sowohl der Second-Hand-Markt als auch der Vintage-Markt erleben derzeit einen großen Zuwachs. Vor allem auch dort haben VerbraucherInnen und der Markt im Gesamten ein hohes Interesse daran, die Echtheit der angebotenen Produkte beweisen zu können. Dass hier Marktteilnehmer mit Start-Ups kooperieren, um durch den Einsatz von Technologie gemeinsam intelligente Lösungen zu entwickeln, ist daher besonders zu begrüßen.

Der Einsatz der Basis-Technologie Blockchain zur Verifikation der Authentizität von Produkten ist selbstverständlich nicht nur auf den Bereich der Luxusgüter beschränkt, obschon sich das Start-Up Arianee ebenfalls auf dieses Marktsegment fokussiert. Alisa Bay, ein Whiskeyhersteller, möchte beispielsweise auch mittels der Blockchain-Technologie die Verbreitung von Fälschungen ihrer Produkte unterbinden. Dem Gedanken der Schaffung von mehr Transparenz in Lieferketten widmen sich außerdem zwei weitere Unternehmen: im Bereich der Wollversorgung agiert Chargeurs und im Zusammenhang mit der Kaffeeproduktion widmet sich Carico Café Connoisseur dem genannten Ansinnen.

Bis wann das Vorhaben um AURA endgültig umgesetzt sein soll, wurde bislang noch nicht bekanntgegeben. Bis dahin bleibt zudem auch die konkrete Ausgestaltung der Prozesse für VerbraucherInnen und Unternehmen gleichermaßen mit Spannung abzuwarten. Dasselbe gilt für den Umstand, ob sich die Blockchain-Technologie tatsächlich als „Wunderwaffe“ gegen Plagiate im Luxusgütersegment wirkungsvoll einsetzen lässt.