von Samuel Ju
Das Legal Tech Startup Juro aus London hat ein Investment in Höhe von 750.000 $ (615.000 £) erhalten. An dieser Finanzierungsrunde waren das Berliner Venture Capital Unternehmen Point Nine Capital, Seedcamp und die Angel Investoren Paul Forster (Mitgründer von indeed.com) und Michael Pennington (Mitbegründer von Gumtree) beteiligt. In einem der nächsten Artikel werden wir in einem Interview mit Christoph Janz, Managing Partner bei Point Nine Capital dieses Investment auch einmal aus der VC-Sicht beleuchten.
Geschäftsidee
Juro ist ein SaaS-Lösung, die Unternehmen bei der effektiveren Erstellung, Verhandlung und Verwaltung ihrer Verträge unterstützen soll. Der gesamte Prozess bis hin zur Unterzeichnung der Verträge wird dabei digital abgebildet. Des Weiteren unterstützen Machine Learning Algorithmen bei der Vertragsanalyse und beim Erkennen von besonders intensiv verhandelten Vertragsklauseln, sogenannte “negotiation heatmaps”.
Zielmarkt
Juro richtet sich insbesondere an Unternehmen mit einem hohen Volumen an Verträgen, die sehr viel Zeit damit verbringen, mehrere hundert oder tausend Verträge pro Jahr zu verwalten. Als einer der ersten Referenzkunden wird Deliveroo genannt, die mehrere tausend Verträge mit Restaurants haben. Aktuell stehen knapp 1.000 Unternehmen auf der Warteliste, die Interesse daran haben, Juro zu nutzen. Ziel für dieses Jahr ist es nach Angaben der Gründer, 100.000 Verträge ins System zu bekommen, im nächsten Jahr bereits mehr als 1.000.000.
Relevanz
Das Erstellen, die Verhandlung und die Überarbeitung der Verträge ist Stand heute immer noch ein sehr papierlastiger, manueller und zeitraubender Prozess. Verträge werden in Microsoft Word erstellt und anschließend in mehreren E-Mail-Pingpongrunden verhandelt und angepasst. Anschließend werden die Verträge ausgedruckt, unterschrieben und anschließend wieder in ein PDF umgewandelt, um sie doch “digitalisiert” zu haben.
Die Hauptfunktion von Juro besteht darin, dass die Vertragspartner den Vertrag in HTML per E-Mail erhalten und es gerade keine Word- oder PDF-Anhänge gibt. Die andere Partei kann dann Kommentare direkt akzeptieren oder zurückschicken, um die Bedingungen des Vertrages innerhalb der Mail zu regeln. Wenn auf beiden Vertragsseiten auch noch mehrere Personen involviert sind, kann der E-Mail-Pingpongverkehr und die Vertragsverhandlung insgesamt ein wirklich nervraubender Akt sein. Wer regelmäßig im Job Verträge mit potentiellen Kunden aushandelt und zudem auch noch intern besprechen muss, kann davon ein Lied singen.
Neben dem effektiven und vollständig digitalisierten Vertragsmanagement ist die Implementierung von maschinellem Lernen, um schneller und besser Verhandlungsmuster zu erkennen oder aber die vereinbarten Provisionssätze oder Vertragslaufzeiten auszulesen, eine wirklich sinnvolle Anwendung. Denn oftmals ist es in Unternehmen insbesondere mit B2B-Geschäftsmodell so, dass es mehrere hundert oder tausend Verträge mit Kunden gibt, aber kein Vertrag gleich ist wie der andere.
Geschäftsmodell
Bei Juro handelt es sich um eine SaaS-Lösung. Wie konkret das Pricing ausgestaltet ist, ist aktuell noch nicht auf der Webseite ersichtlich, da sich Juro noch im Closed Beta-Stadium befindet. Es ist aber davon auszugehen, dass neben einer monatlichen Fee auch die Anzahl der Verträge in die Preisgestaltung miteinfließen wird. Der Berliner VC Point Nine Capital ist gerade im SaaS-Bereich ein sehr bekannter Angel-VC und wird die Gründer bei der Ausgestaltung des Pricings sicherlich sehr gut unterstützen können.
Fazit
Juro ist eine sehr spannende und innovative Legal Tech Idee, weil sie versucht, die Prozesse der Vertragserstellung, -gestaltung, -verhandlung und -unterzeichnung grundlegend zu erneuern und in einer Lösung vollständig digital abzubilden. Gleichzeitig ist diese Idee auch international skalierbar und kann global ausgerollt werden kann. Dies ist wahrscheinlich auch einer der Gründe, warum Juro das Interesse von renommierten VCs und Angel Investoren geweckt hat. Wir werden im Jahr 2017 sicherlich noch einiges von Juro hören.
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